Test: Salomon BBR
Autor: ChristianIst Salomon mit dem BBR der Spagat zwischen Powder und Piste gelungen?
Salomon hat mit dem BBR versucht, einen Ski zu bauen, der dem Trend Freeski bzw. Back Country Ski gerecht werden soll. Wohlgemerkt, Salomon will lediglich einem Trend gerecht werden. Das Ergebnis ist kein reinrassiger Freeski und das soll er auch nicht sein. Salomon hat die breite Masse an Skifahrern im Auge, nicht irgendwelche Spezialisten wie extreme Freeride-Nerds, Park & Pipe Jungs oder Racejunkies.
Angesprochen werden mit dem BBR die „normalen“ Skifahrer. Nämlich die, die sich den eher größeren Teil ihrer Skifahrzeit auf der Piste aufhalten und wenn es die Möglichkeiten dann zulassen auch gerne mal abseits unterwegs sind. Um es vorweg zu nehmen, für all die lohnt ein genauerer Blick auf den Ski!
Der Salomon BBR ist etwas Besonderes. Sicher auch weil er ein cooles Design hat, vielmehr aber aufgrund seiner Form. 147 mm an der Schaufel, 88 mm unter dem Fuß und 102 mm am Ende. Wenn man den Ski zum ersten Mal sieht, fühlt man sich aufgrund seiner Form kurz an ein Surfboard erinnert. Genannt wird dieser Shape V-Shape. Der ist nicht neu, in dieser Ausprägung jedoch schon. Größtenteils werden Ski nach dem X-Shape Konzept gebaut – Spitze und Ende des Skis breiter als die Mitte. Der Salomon BBR erinnert in seiner Form eher an ein V – Skispitze extrem breit, Mitte und Ende schmaler. Auf diese extreme Form (Unterschied Schaufel zu Skimitte und –ende) haben die Franzosen aus dem schönen Annecy übrigens ein Patent erhalten.
Es kommt oft anders als man denkt…
Wie gesagt, man erwartet nicht viel Anfang Oktober auf einem Gletscher. Man freut sich, überhaupt mal wieder Ski zu fahren. Was dann aber kam, war schon ausgesprochen nett – 40 cm Neuschnee in der Nacht. Ein dickes Smiley am Morgen auf allen Gesichtern. Zumindest bis sich rausstellte, dass die Gletscherstraße aufgrund des nächtlichen Schneefalls nun leider geschlossen war. Um 11:30 Uhr hat dann nicht nur die Gletscherstraße aufgemacht, auch der Himmel hat seine schönste Farbe gezeigt – blau. Der Autor weist auf diese Details nicht hin, um Neid zu erzeugen. Vielmehr geht es darum, dass der Autor an einem Skitest teilnimmt, wo ein Ski getestet werden soll, der als eierlegende Wollmilchsau angekündigt ist. Für einen echten Test, muss das Testgelände also (mindestens) bieten: unverspurten Powder, zerfahrenen Schnee, gewalzte Piste und eine eisige, steile Piste. Die engen Rinnen und alles andere Extreme lassen wir mal außer acht. Bis auf die eisige, steile Piste hat uns der Schneegott an diesem Tag alles geboten – danke!
Fahreigenschaften des Salomon BBR
Eine echte Stärke des BBR empfindet man im zerfurchten Gelände, also im verfahrenen (Tief-) Schnee. Wie ein ICE pflügt der Ski durch dieses „Gemüse“. Man erschrickt leicht, wenn man beim Pflügen das erste Mal nach unten auf die Skispitze schaut. Diese wippt wegen des Rockers nämlich ordentlich. Unruhig ist aber nur die Schaufel. Der Ski läuft ruhig und sauber. Echt gut!Die 147 mm Schaufel des BBR lässt eine gewisse Trägheit auf der Piste vermuten. Pustekuchen! Salomon wirbt mit einem Radius von 13,5 Metern bei der 186 cm BBR Version. Und das ist gerechtfertigt. Selbst kleine Schwünge lassen sich ohne viel Kraftaufwand fahren, einmal auf die Kante gesetzt und der Schwung ist eingeleitet. Natürlich ist er im Vergleich zu einem rassigen Slalomcarver ein wenig träger, für die Schaufel und seine Vielseitigkeit aber ist das Kurvenverhalten echt erstaunlich – man kann carven.
Ich denke, am wenigsten Worte muss man über die Fähigkeiten des BBR im Powder verlieren. Dass eine 147 mm Skispitze im Powder schön aufschwimmt, versteht sich von selbst. Mit seinen 88mm unter den Füßen gleicht der BBR eher einem All Mountain Ski. Im Vergleich zu diesen Ski, erleichtert und ermöglicht die Skispitze bzw. der Shape dann allerdings das wahre Surfgefühl.
Worüber dieser Test des Salomon BBR aufgrund der beschriebenen Bedingungen nun wenig sagen kann, ist, wie der Ski im steilen, harten Gelände funktioniert. Eine Vermutung sei aber erlaubt: Als Rocker Ski wird er hier tendenziell kleinere Schwächen haben. Schließlich hat man aufgrund des Rockers bei dem 186 cm Modell lediglich etwa 150 cm faktische Kante unter dem Fuß. Diese „Schwäche“ sollte sich aber in Grenzen halten. Warum? Zwar ist die Schaufel des Skis aufgrund ihrer immensen Breite sehr „flexig“ konstruiert, unter dem Fuß und weiter nach hinten wird der BBR aber richtig schön hart. Insofern sollte die Kante auch im härteren Schnee gut zupacken.Auf einen Aspekt möchte ich noch hinweisen. Auch weil es den anderen Testern ähnlich ging. Die ersten beiden Abfahrten mit dem Salomon BBR waren durchaus gewöhnungsbedürftig. Die Bindung wird auf dem Ski recht weit vorne montiert. Wenn man nun beim Fahren wirklich „vorne steht“, hat man zum Teil das Gefühl, die Skispitze würde etwas bremsen. Der Ski erwartet tatsächlich eine neutrale Stellung. Das ist zu Beginn etwas gewöhnungsbedürftig, wenn man es aber verstanden hat, entfaltet der BBR sein volles Potential!
Fazit
Wie schon erwähnt, gibt es beim alpinen Skifahren einen Trend: Freeski bzw. Back-Country Ski. Und faktisch hat der Salomon BBR das Zeug, ein relevanter Ski für diesen Trend zu werden. Wie gesagt, nicht für die Powder-Spezialisten. Aber definitiv für diejenigen, die mit einem einzigen Ski all ihren Neigungen im Schnee nachgehen wollen – eben häufig Piste und wenn möglich gerne auch abseits. Genau dafür ist er gemacht, dafür ist er gut und dabei bringt er wirklich viel Spaß!
Vielen Dank für den aussagekräftige n Test. Falls Sie mal die Gelegenheit haben, ihn auch auf vereisten Pisten zu fahren, wäre ich für einen Kurzbericht dankbar. Leider habe ich dieses Modell im Skiverleih noch nicht entdeckt.
Viele Grüsse aus Wien