Test: Rafting auf der Erft und dem Rhein
Autor: Andreas FuhlmannWildwasserschlacht für Rafting-Anfänger
Adrenalinsüchtige Wassersportler stürzen sich, bewaffnet mit einem Paddel, in einem Schlauchboot sitzend einen tosenden Gebirgsfluss hinunter und nennen diese Sportart Rafting. Alles klar, aber wo bitte schön ist denn zwischen Düsseldorf und Köln ein Gebirge, geschweige denn ein Gebirgsfluss, der sich fürs Rafting eignet? Man wird wahrscheinlich ein wenig suchen müssen, bis man dieses 107 Kilometer „kurze“ Flüsschen entdeckt: Die Erft! Zugegeben, die Erft ist kein Fluss, der einem erfahrenden Rafting-Sportler auch nur im entferntesten einen Adrenalinkick versetzen könnte, aber auf knapp drei Kilometern versucht das Team vom Outdoor-Veranstalter Querfeldeins dem Rafting-Laien einen ersten Eindruck von dieser aufregenden Sportart zu vermitteln.
Startpunkt an der Erft in Neuss
Aber fangen wir vorne an. Der Startpunkt der Route liegt an der Erft in Neuss. Der Empfehlung des Veranstalters folgend sollte das Auto am Endpunkt der Rafting-Tour in Düsseldorf abgestellt werden, um von dort aus mit Bus und Bahn innerhalb von ca. 50 Minuten zum Startpunkt zu gelangen. Bereits hier möchten wir dem Hinweis Nachdruck verleihen, dass nicht nur die Schuhe nass werden können und daher unbedingt an Ersatzkleidung gedacht werden sollte, welche sinnvollerweise zum Wechseln nach der Tour im Auto bereit liegt. Alternativ kann diese auch im Begleitfahrzeug des Veranstalters deponiert werden. Nach einer kurzen Begrüßung, der Ausgabe der Schwimmwesten und den ersten Sicherheitshinweisen geht es auch schon direkt zu den Schlaubooten. Für jeden Teilnehmer liegen bereits ein Helm und ein Paddel im Boot bereit. Ebenfalls im Boot befindet sich ein wasserdichter Transportbehälter für alle Dinge, die unbedingt mit an Bord müssen, aber nicht nass werden dürfen.
Trockenübungen auf der Wiese
Bis zu zwölf Personen sitzen im wahrsten Sinne des Wortes in einem Boot. Vorher muss das Raft jedoch erst mal gemeinsam hochgehoben werden und über Kopf – oder besser gesagt auf dem Kopf – ein paar Meter in Richtung Fluss getragen werden. Auf der grünen Wiese folgen dann alle weiteren Einweisungen sowie die ersten Trockenübungen. Angeblich, so der Guide, kommt es eher selten vor, aber selbstverständlich wird auch demonstriert, wie die Gruppe einen „Mann über Bord“ im Fall des Falles wieder ins Boot holt.
Auch wenn die Erft sich nur am unteren Ende der Raftingskala wiederfindet, so sollte eine Gruppe völlig Ahnungsloser sich besser nicht einfach ein Schlauchboot schnappen und in Richtung Rhein fahren. Jedes Boot hat aus diesem Grund einen ausgebildeten Guide, der mit seiner Erfahrung, lautstarken Kommandos und nicht zuletzt seiner richtungsgebenden Steuerarbeit die Gruppe samt Boot sicher an das Ziel bringen wird.
Rafting auf der Erft
Nachdem alle Sicherheitshinweise und -übungen durchlaufen, die Positionen im Boot vergeben und die Schwimmwesten angelegt sind, geht es los. Mit vereinten Kräften wird das Boot ins Wasser gezogen und der Guide gibt das erste Kommando. Zunächst wird aber noch ein wenig das Manövrieren geübt. Es geht vorwärts, rückwärts, links- und rechtsherum und auch mal in die Büsche am Ufer, bevor uns die erste „richtige“ Herausforderung erwartet: Direkt nach dem Einstiegspunkt gibt es einen kleinen Höhenunterschied (unser Guide nennt es „Wasserfall“) zu überwinden. Unser Raft dreht sich leicht in der Strömung, kommt quer zur Fließrichtung und die rechte Seite der Besatzung spürt das kalte Nass zum ersten Mal mit aller Wucht. Der Guide gibt das Kommando zum Wenden und die Gruppe fährt mit Volldampf gegen die Strömung. Dieses Manöver bringt uns wieder leicht quer – es trifft es die linke Seite und niemand ist mehr trocken. Wir gewinnen gegen die Strömung undversuchen uns noch einmal an dem „Höhenunterschied“ und so langsam hat die Gruppe die Kommandos des Guides verinnerlicht und bekommt ein erstes Gefühl für die Sache. Die Übungen sollen helfen, alle Anweisungen korrekt umzusetzen und das synchrone Paddeln zu fördern, um später die Strömungen der Erft und die Querung des Rheins problemlos meistern zu können.
Nichts für erfahrene Rafting-Sportler
Auf den nun folgenden knapp drei Kilometern erhält der Rafting-Neuling einen ersten Eindruck davon, was Rafting ausmacht und warum diese Sportart so beliebt ist. Auch wenn größere Herausforderungen ausbleiben, geht es ordentlich auf und ab und an der einen oder anderen Stelle spritzt es auch ganz ordentlich. Die Gruppe hat sichtlich Spaß! Mehrere Boote fahren gemeinsam die Strecke und die Guides bereiten die Insassen schon mal auf die scheinbar obligatorische Wasserschlacht am Übergang zum Rhein vor. Das Wasser wird nun deutlich ruhiger und die Guides ermutigen ihre Teams in die Offensive zu gehen und steuern die Boote direkt aufeinander zu. Die Paddel werden allerseits zum Wasserangriff genutzt und nach wenigen Augenblicken sind alle Teilnehmer von oben bis unten triefend nass! Erwachsene Menschen, die sich wie kleine Kinder nass spritzen und dabei einen Heidenspaß haben. Großartig!Rafting auf dem Rhein
Es geht auf dem Rhein stromabwärts weiter in Richtung Düsseldorf. Für Wellen sorgen hier nur noch die großen Frachtkähne und ein paar schnelle Motorboote. Die Rafting-Gruppe hält sich sehr nah an der linken Rheinseite. Die Paddel werden jetzt immer häufiger aus dem Wasser genommen, denn der Rhein sorgt für ausreichend Vortrieb. Unser Guide macht noch ein paar Anmerkungen zum Raftingsport und wird zunehmend zum Stadtführer. In einer kleinen Bucht machen wir Pause, genießen Wassermelone und kalte Getränke und lassen den Rhein auf uns wirken. Insgesamt legen wir auf dem Rhein 11 Kilometer zurück, bevor wir von der linken Rheinseite auf die rechte Seite queren und ein Stück hinter den Rheinterrassen das Schlauchboot an Land ziehen. Durch den strahlenden Sonnenschein sind fast alle wieder trocken, allerdings hinterlässt das Rheinwasser seine eigene Note und so empfiehlt sich trotzdem ein Kleidungswechsel.