Test: Rucksack Millet Axpel 42
Autor: ChristianPerfekter Begleiter für sportliche Alpinisten
Der Millet Axpel 42 ist ein technisch ausgereifter Bergrucksack, der jahreszeitenunabhängig für anspruchsvolle alpine Aktivitäten konzipiert ist. Der Axpel 42 ist die Variante für männliche Alpinisten, der Axpel 38 die für weibliche Alpinisten. Wir testeten den Millet Axpel 42. Millet verspricht mit dem Mobility Back System™ und der Load Directed Construction™ zwei innovative Neuerungen.
Übersicht Ausstattung:
Preis: 159,90 €
Farbe: Horizon Blue (Damen), Sky Diver, Noir oder Rouge (Herren)
Gewicht: 1.570 g Axpel 42, 1.500 g Axpel 38
Halterungen: Eispickel, Steigeisen, Teleskopstöcke, Ski
Trinksystem: Für alle Trinksysteme geeignet
Volumen: ca. 42 Liter (bzw. 38 Liter in der Damenvariante)
Rückenlänge: 46 cm Axpel 42, 40 cm Axpel 38
Material: Nylon 210D Honey Comb und Nylon 420D Velocity
Der Axpel 38 weist laut Millet eine spezifische, kompakter geschnittene Damen Ergonomie auf, d. h., dass der Tragegurt und die Träger schmaler geschnitten sind.
Was sind Anforderungen an einen Bergrucksack für alpine Aktivitäten?
Bevor wir in die Besonderheiten des Millet Axpel 42 einsteigen, wollen wir uns die grundlegenden Anforderungen an einen Bergrucksack in Erinnerung rufen. Dass die Funktionalität für einen Rucksack für sportliche Aktivitäten in alpinem Gelände im Vordergrund steht, muss nicht erwähnt werden. Wichtig ist, dass der Rucksack bei jeglichen Bewegungen nah am Körper anliegt, wenig Spiel hat und den Bergsportler nicht einschränkt. Seine Form sollte schlank sein und das Eigengewicht gering – wobei die Materialqualität nicht unter dem Gewichtsdiktat leiden sollte. Nicht nur aus Gründen der Lebensdauer (Nachhaltigkeit), sondern insbesondere, weil es wenig Ärgerlicheres gibt, als eine Bergtour abzubrechen, weil der Rucksack nicht mitspielt (Riemen gerissen). Dass ein Trinksystem eingesetzt werden kann, versteht sich von selbst. Wichtig ist natürlich, dass der Rucksack richtig gepackt wird: schweres rückennah, leichtes eher außen im Sack! Bei falscher Packung erfüllt kein Rucksack die Anforderungen.
Um es vorweg zu nehmen: der Millet Axpel 42 erfüllt die Erwartungen und macht einen qualitativ sehr hochwertigen Eindruck. Er verfügt über ein unterteiltes Bodenfach, SkiKompressionsriemen, eine Pickelhalterung, eine Seilbefestigung und einen höhenverstellbaren Brustgurt. Die abnehmbare Regenhülle und elastische Seitentaschen sind weitere nützliche Features. Die Qualität der Materialien ist sehr hochwertig.
Das Tragesystem des Millet Axpel 42
Das Herzstück eines Rucksacks ist sein Tragesystem. Wie oben schon angedeutet wartet Millet beim Tragesystem des Axpel 42 mit der Neuerung einer schwenkbaren Scheibe am Hüftgurt (Mobility Back System™) auf.
Mobility Back System™
Bei dem so genannten Mobility Back System™ sitzt der Hüftgurt des Rucksacks auf einer schwenkbaren Scheibe, die am Rücken des Rucksacks montiert ist. Diese ermöglicht mehr Bewegungsfreiheit und Mobilität zwischen Schultern und Hüften, weil ein gewisser Spielraum gewährleistet wird. Diesen Effekt haben wir im Test zwar feststellen können, sind allerdings nicht der Überzeugung, dass er einen wirklich signifikanten Unterschied in der Bewegungsfreiheit ausmacht. Da wir den Axpel 42 aber nicht in Extremsituationen getestet haben, ist dies unser subjektives Empfinden in relativ normalen alpinen Aktivitäten (Hiking). Es mag Extremsituationen geben
(z. B. beim Klettern oder Eisklettern) bei dem diese Nuance in der Bewegungsfreiheit einen Unterschied macht.
Die grundsätzliche Idee, über ein solches System mehr Bewegungsfreiheit zu schaffen, gab es schon vereinzelt bei anderen Herstellern, z. B. hat Jack Wolfskin Rucksäcke mit dem so genannten Energy Balance System (EBS) produziert. Nach unserem Wissen verbaut Jack Wolfskin EBS allerdings in keiner aktuellen Rucksackserie.
Load Directed Construction™
Der Axpel 42 kann daneben mit einer weiteren Besonderheit aufwarten: der Load Directed Construction™. Hinter diesem Terminus verbirgt sich eine X-förmige Riemenkonstruktion, die schon von außen gut zu erkennen ist. Diese Funktion soll es ermöglichen, das Gewicht des Inhalts variabler zu verteilen, entweder mehr auf die Hüften (z. B. beim Bergwandern) oder auf die Schultern (z. B. beim Klettern). Diesen Effekt konnten wir im Test eindeutig nachweisen. Hierzu verkürzt man entweder die am X befindlichen oberen Riemen bei gleichzeitiger Verlängerung der unteren Riemen (Gewicht eher auf den Schultern) oder die unteren bei gleichzeitiger Verlängerung der oberen Riemen (Gewicht eher auf der Hüfte). Wir halten dies für eine sehr nützliche Innovation!
Beide Systeme wurden übrigens mitentwickelt vom französischen Alpinisten und Arzt Emmanuel Cauchy. Cauchy ist unter anderem als Arzt für die Bergwacht von Chamonix tätig und ist französischen Alpinisten als Docteur Vertical bekannt.
Die Belüftung des Axpel 42
Da es sich beim Millet Axpel 42 um einen Bergsportrucksack handelt, verwundert es nicht, dass das Rückenteil auf einem Strukturpolstersystem basiert. Hierbei werden die Kontaktpunkte zwischen Rucksack und Rücken zu minimieren versucht. Somit kann die Luft zirkulieren – im besten Fall entsteht ein Kamineffekt, bei dem die warme Luft am Rücken nach oben entweicht und kalte Luft von unten nachströmt. Die Polster-Aussparungen zwischen den Schulterblättern soll genau für diese Ventilation sorgen. Rucksäcke mit Strukturpolster weisen im Gegensatz zu Rucksäcken mit einem Netzrücken zwar eine schlechtere Belüftung auf, bieten aber einen besseren und stabileren Halt. Des Weiteren ist das Eigengewicht von Rucksäcken mit Netzrücken meist höher.
Auch der Hüftgurt und die Trageriemen des Axpel 42 weisen Belüftungsschlitze auf, die ihren Teil zur verhältnismäßig guten Belüftung beitragen. Wir gehen davon aus, dass die Bergsportler, die als Zielgruppe für den Millet Axpel 42 in Frage kommen, mehr Wert auf Stabilität und Performance legen als auf eine gute Belüftung. Die eierlegende Wollmilchsau im Stall der Rucksackbelüftung ist auch der Axpel 42 nicht.
Fazit zum Millet Axpel 42
Bei dem Axpel 42 handelt es sich um einen qualitativ hochwertigen Rucksack, der in der Planung und Ausführung durchdacht wirkt, mit Neuerungen im Tragesystem punktet und die an ihn gestellten Herausforderungen vollkommen erfüllt. Gerade die Load Directed Construction™ weiß zu überzeugen. Ein innovatives System, das Lasten entweder mehr auf die Schultern oder mehr auf die Hüfte bzw. den Hüftgurt verteilt – je nach Aktivität bzw. Befindlichkeit. Die Belüftung ist für einen Sportrucksack absolut ausreichend. Der Rucksack ist insgesamt ein wirklich überzeugender Begleiter bei alpinen Aktivitäten.
Unabhängig davon unterscheiden sich menschliche Rücken und Körper vielfältig – insofern sollte vor Kauf und Einsatz eines Rucksacks in den Bergen ausreichend getestet werden, um zu überprüfen, ob der Rucksack den individuellen Anforderungen gerecht wird.
Video Millet Axpel 42
http://www.youtube.com/watch?v=v_BO7YRAcqY
Zu Millet
Das französische Unternehmen Millet mit Sitz in Annecy ist Hersteller von funktioneller, hochtechnischer Bekleidung und Ausrüstung und blickt auf mehr als 60 Jahre Erfahrung im Alpinismus zurück. Seit 1995 gehört Millet zur Lafuma Gruppe.
Millet ist offizieller Ausstatter der Chamonix Guide Company, der Bergrettung Tirol, der French National Union of Mountain Guides, des Französischen Alpinclubs, der Grupo de Alta Montaña Español, der Italienischen Bergrettung Soccorso Alpino und des Colorado Mountain Rescue Teams.
Nachhaltigkeit bei Millet
Bislang haben wir Millet noch nicht bei dem jährlichen statusCHECK Nachhaltigkeit von Outdoor-Test befragt. Mit dem Label „Low Impact“ hat Millet ein eigenes Label entwickelt, in welchem alle Produkte aus natürlichen Fasern oder recycelten Materialien gekennzeichnet werden. Eine große Anzahl von Produkten fertige das Unternehmen aus einer umweltfreundlichen, aus Kokosnuss-Schalen hergestellten Cocona® Faser – unter anderem eine wasserdichte und atmungsaktive Membrane. In Frankreich sammelt Millet nach eigenen Angaben seit fünf Jahren alte Kletterseile. Diese werden laut Millet recycelt und zu Kleiderbügeln für die Kollektionen verarbeitet. Im Jahr 2009 seien so 177.623 m altes Kletterseil zusammengekommen.
Hallo zusammen,
die in Ihrem Beiträge sind gut geschrieben.
Vielleicht berichten sie ja mal darüber
Es gibt seit kurzem ein Rucksack mit innovativen Belüftungssystem der obendrein noch in Deutschland Produziert wird.
Schauen sie doch mal nach unter http://www.1air-packpack.com
MfG Gunter Birnbaum