statusCHECK Nachhaltigkeit: W. L. Gore & Associates GmbH
Autor: Stefan WeikertAusweitung an bluesign zertifizierten Laminaten bleibt Schwerpunkt der Bemühungen
Interview mit Bernhard Kiehl, Leader Sustainability Program, Gore Fabrics Division
Bernhard Kiehl: Bereits 1996 implementierte das Unternehmen W.L. Gore & Associates den Öko-Tex® Standard 100 für seine GORE-TEX® und WINDSTOPPER® Textillaminate. Die Einführung des bluesign® Standard in seine Herstellungsprozesse in 2010 markierte die nächste Stufe. Als weithin anerkanntes, verlässliches und proaktives Instrument zertifiziert der bluesign® Standard die Umweltfreundlichkeit der gesamten textilen Produktionskette – vom Beginn bis zum fertigen Produkt. Nun – mit der Kollektion HW’12 – bietet Gore seinen Bekleidungskunden, wie etwa den bluesign® Mitgliedern Burton, Haglöfs, Mammut, Mountain Equipment, Patagonia, Salewa, oder The North Face, erstmals ein Sortiment von 2-lagigen GORE-TEX® und WINDSTOPPER® Laminaten mit „bluesign® approved fabric“ Zertifizierung an. Diese Zertifizierung bedeutet, dass auch die Textilien, die Gore zur Herstellung seiner Laminate bezieht nicht nur strenge Qualitätsanforderungen sondern auch die strikten Anforderungen des bluesign® Standards einhalten müssen.
Outdoor-Test.de: Welche nächsten Schritte planen Sie?
Bernhard Kiehl: Das Angebot von „bluesign® approved Gore fabrics“ deckt gegenwärtig rund 20 Prozent des Volumens von GORE-TEX® Laminaten für Consumer-Bekleidung ab. Für die Saison HW’13 erwarten wir das Angebot auf 50 Prozent auszudehnen, abhängig vom Erfolg der Gore Zulieferer bei der bluesign® Zertifizierung ihrer Produkte. Der Prozess, von der Einigung mit dem Lieferanten über dessen bluesign® Teilnahme bis hin zur vollständigen Implementierung des bluesign® Standards in seiner Produktion kann leicht zwei Jahre dauern. Die Ausweitung unseres Angebots an bluesign® approved fabrics Laminaten, und die entsprechende Zusammenarbeit mit unseren Lieferanten, bleibt – in den nächsten Jahren ein Schwerpunkt unserer Bemühungen um mehr Nachhaltigkeit in der Herstellung. Natürlich bleibt Gore dabei seiner Strategie treu, durch dauerhaft funktionierende Textilien langlebige Bekleidung zu ermöglichen. Dies ist anerkanntermaßen eine der wirksamsten Strategien zum Umweltschutz.
Outdoor-Test: Was waren aus Ihrer Sicht in den letzten 12 Monaten in Bezug auf Nachhaltigkeit wichtige Schritte in der gesamten Outdoorbranche? Was ist versäumt worden?
Bernhard Kiehl: Der gerade in Juli veröffentlichte HIGG-Index der Sustainable Apparel Coalition – ein Sustainability Index der auf Nachhaltigkeitsinitativen der Outdoorbranche aufbaut – ist aus unserer Sicht der wichtigste Schritt. Der Index ist ein gemeinsames Mess- und Bewertungssytem fuer die Nachhaltigkeit von Schuh- und Bekleidungsprodukten, das von Firmen und Organisationen entwickelt wurde, die im Bereich Nachhaltigkeit eine Führungsrolle einnehmen und etwa ein Drittel des globalen Bekleidungsumsatzes repräsentieren. Der HIGG-Index wird von vielen Experten als wegweisend angesehen. Kaum ein anderer Materialhersteller hat sich an der Entwicklungen dieses Index in einem ähnlichen Maße beteiligt, wie Gore das seit der Gründung der Outdoor Eco-Working Groups im Jahr 2006 getan hat und weiterhin tut.
Zurzeit ist der HIGG-Index noch ein Instrument, das der Industrie hilft, Prioritäten und Innovationspotenziale zu identifizieren. Er wird derzeit noch nicht zum Konsumenten hin kommuniziert. So sieht der Verbraucher immer noch viele Technologien und Produkte, die als nachhaltig bezeichnet werden, ohne dass dies für ihn nachvollziehbar ist, ob es sich um einen anerkannten Standard handelt, wie zB. der Öko-Tex Standard® 100, oder einfach nur eine Eigenkreation. Erfreulicherweise hat sich in der letzten Zeit der bluesign® Standard zum ökologischen de-facto Produktionsstandard für Textilien in der Outdoor-Branche entwickelt.
Auch die Bemühungen um faire Arbeitsbedingungen in den Zulieferbetrieben werden immer stärker formalisiert und institutionalisiert. So haben etwa Multi-Stakeholderintiativen wie die „Fair Wear Foundation“ oder die „Fair Labor Association“ starken Zulauf aus der Outdoorbranche.
Outdoor-Test: Was wären aus Ihrer Sicht sinnvolle nächste Schritte?
Bernhard Kiehl: Der HIGG-Index bietet einen starken gemeinsamen Rahmen, um Nachhaltigkeit in der Outdoor- und Textilbranche weiter voranzubringen. Dazu müssen die Zulieferketten noch stärker in derartige Initativen integriert werden, als dies in der Vergangenheit der Fall war. Immerhin bietet der HIGG-Index erstmals eine gemeinsame Sprache, um diesen Dialog auch sinnvoll führen zu können, und die Ergebnisse in eine einfach verständliche Form zu bringen. Handel und Konsumenten müssen akzeptieren, dass die Wege zur Nachhaltigkeit komplex sind und manchmal widersprüchlich erscheinen, vor allem aber immer den gesamten Lebenszyklus eines Produktes zu berücksichtigen haben. Fadenscheinige Mythen und bequeme Vorurteile müssen sachlicher Bewertung – beispielweise durch Ökobilanzen – weichen, grüne Slogans müssen mit Fakten untermauert werden. Der HIGG-Index wird weiter entwickelt, um zukünftig das Mittel der Wahl zu sein, um Nachhaltigkeitsversprechen an den Verbraucher zu untermauern.
Es ist schon sehr witzig, wie Herr Kiehl sich hier durchmanövriert. Er wählt seine Worte so weise, dass man tatsächlich denken könnte, Gore hat etwas mit Nachhaltigkeit zu tun. Man muss schon sehr zwischen den Zeilen lesen, um zu merken, dass er stets nur von Bluesign approved FABRICS spricht, denn die ePTFE Membran wird ja niemals einen Bluesign Standard bekommen und auch niemals nachhaltig sein. Das ist für mich schon eine sehr strenge Form des Green Washing.
Das Gute daran ist, dass sich zum Glück einige interessierte Konsumenten und auch Marken nicht blenden lassen und eher auf andere Lieferanten setzen. Vaude und Haglöfs sind hier gute Beispiele. Meiner Meinung nach, hat es den Bluesign Standard eher verwässert und bestimmt auch etwas unglaubwürdiger gemacht, dass Gore zertifiziert wurde, obwohl seine nicht-recyclbare „Teflon“ Membran so umstritten ist.