statusCHECK Nachhaltigkeit: Patagonia

Bis zum Jahr 2016 soll die gesamte Produktpalette bluesign zertifiziert sein

Interview mit Isabelle Susini, Patagonia

Interview mit Isabelle Susini, Patagonia

Interview mit Isabelle Susini, Patagonia

Outdoor-Test: Was ist in den letzten 12 Monaten in Bezug auf Nachhaltigkeit in Ihrem Unternehmen passiert?

Isabelle Susini:
September 2011: Wir haben unsere zwölfte „Tools for Grassroots activistst“ Konferenz in Lake Tahoe, USA abgehalten, in deren Rahmen wir versuchen, Aktivisten die zum Erfolg notwendigen Fähigkeiten zu vermitteln. Wir haben uns dabei auf Fundraising, Medienarbeit, Entwicklung von Kampagnen-Strategien, Community-Verwaltung und Marketing fokussiert. Wir haben bemerkt, dass genau so, wie Patagonia Marketing einsetzt, um Produkte zu verkaufen, Aktivisten die gleichen Mittel verwenden können, um ihre Vision von neuen Wildschutzgebieten oder geschützten Flüssen zu „verkaufen“. Wir organisieren diese Konferenz jedes zweite Jahr, es nehmen jeweils etwa 100 Aktivisten teil.

November 2011: Start der Common Threads Initiative und ihren 5Rs (Reduce, Repair, Reuse, Recycle, Reimagine – Anmerkung der Redaktion). Außerdem haben wir am Tag vor dem „black Friday“ eine Anzeige in der New York Times geschaltet, die unsere Konsumenten zum Nachdenken über die eigenen Konsumgewohnheiten vor dem Kauf anregen sollte. Daneben haben wir eine Partnerschaft mit ebay in den USA gestartet, um unsere Kunden im „Re-use“-Prozess ihrer Produkte zu unterstützen.

Januar 2012: Patagonia erlangt als erste Firma in Kalifornien den Status einer Public Benefit Corporation (wohltätige Non-Profit-Gesellschaft- Anmerkung der Redaktion). Patagonia-Gründer Yvon Chouinard führte am Stichtag die größte Gruppe der Unternehmen an, die sich in einem der sieben Staaten, die das „Non-profit Public Benefit Corporation Law“ verabschiedet haben, registrierten. Benefit Corporations sind eine neue Gesellschaftsform, die sich gesetzlich dazu verpflichtet haben…

  • ein Ziel zu verfolgen, dessen Kernpunkt einen materiell positiver Einfluss auf die Gesellschaft und die Umwelt hat;
  • ihre treuhänderischen Pflichten neu zu definieren und insbesondere die Interessen ihrer Arbeiter sowie der Umwelt zu wahren;
  • jährlich einen öffentlichen Report zu veröffentlichen über ihre sozialen und die Umwelt betreffenden Fortschritte, wobei zur Messung dieser Fortschritte ein umfassender, glaubwürdiger, unabhängiger Standard einer dritten Partei herangezogen wird. Die aktuelle Gesetzeslage fordert von Unternehmen meist, die finanziellen Interessen ihrer Stakeholder über die Interessen ihrer Arbeiter, die Allgemeinheit und die Umwelt zu stellen.

„Patagonia versucht ein Unternehmen aufzubauen, das 100 Jahre bestehen könnte“, sagt Patagonia-Gründer Yvon Chouinard. „Die Gesetzgebung zur Gründung von Benefit Corporations schafft die gesetzlichen Rahmenbedingungen, um missions-getriebenen Unternehmen (NPOs) wie Patagonia in die Lage zu versetzen, auch weiterhin missions-getrieben zu bestehen, auch über Erbfolgen, Kapitalerhöhungen und sogar Änderungen in der Eigentümerschaft hinweg. Dies soll erreicht werden durch die Instituationalisierung der Werte, der Kultur, der Prozesse und hohen Standards, etabliert durch die Gründungsgesellschafter.“

Mai 2012: Yvon Chouinard, Eigentümer und Gründer von Patagonia und Vincent Stanley, Co-Editor der Patagonia Footprint Chronicles veröffentlichen ein Buch mit dem Titel „The Responsible Company„.

Juni 2012: Wir relaunchen unsere Footprint Chronicles Website: Vollständig redesigned umreissen die neuen Footprint Chronicles den ökologischen und sozialen Fußabdruck des Großteils (90%) von Patagonias Frühjahrskollektion 2012 und bieten den Konsumenten Einblicke in die Zulieferketten aller involvierten Zulieferbetriebe. Mit nur einem Klick können die Konsumenten jetzt sehen wo (über Google Maps) und wie (durch Video- und Fotomaterial) ein Produkt hergestellt wurde, idealerweise sind die Einträge darüber hinaus angereichert mit detaillierten Rahmeninformationen, damit der Kunde eine fundierte Kaufentscheidung treffen kann.

Juni 2012: Patagonia nimmt am Sustainable Apparel Coalition (SAC) Treffen teil. Während der letzten zwei Jahre hat Patagonia sein Wissen über die grüne Restrukturierung seiner Zulieferkette mit Wal-Mart geteilt. Patagonia hat Wal-Mart – hauptsächlich auf der Bekleidungsebene – dabei unterstützt, seine Kunden darüber aufzuklären, wie viel Wasser im Zuge der Herstellung aufgewendet wird und welche Pestizide zum Einsatz kommen. Wir „Patagonier“ haben Wal-Mart zudem dabei geholfen, Fragen zur Klimaverträglichkeit, Energieeffizienz und allgemeiner Effizienz in Angriff zu nehmen, um mit Hilfe der Ergebnisse die eigenen Zulieferer bewerten zu können.
(…)

Patagonia hat im letzten Fiskaljahr mehr als vier Millionen Dollar an Umweltstiftungen gespendet (1% der Jahreseinnahmen, 47,5 Millionen Dollar seit Beginn unseres Programms)

Outdoor-Test: Welche nächsten Schritte planen Sie?

Isabelle Susini: Unser Plan ist es, bis zum Herbst 2015 ausschließlich bluesign zertifizierte Textilien zu verwenden, bis zum Herbst 2016 sollen alle unsere Produkte bluesign zertifiziert sein.
Wir werden in diesem Fiskaljahr mehr als fünf Millionen Dollar an Umweltschutzorganisationen spenden.


Outdoor-Test: Was waren aus Ihrer Sicht in den letzten 12 Monaten in Bezug auf Nachhaltigkeit wichtige Schritte in der gesamten Outdoorbranche? Was ist versäumt worden?

Isabelle Susini: Die Outdoor-Industrie entwickelt durch ihre Handelsorganisation (OIA in den USA, EOG in Europa) ein Bewertungs-Tool, genannt Eco Index, der von Herstellern verwendet werden kann, um den sozialen und ökologischen Einfluss jedes einzelnen Produkts messen zu können. Patagonia war Teil der Arbeitsgruppe zu diesem Thema.


Outdoor-Test: Was wären aus Ihrer Sicht sinnvolle nächste Schritte?

Isabelle Susini: Wir hoffen, dass der SAC-Index, ebenso wie der der OIA, übersetzt werden kann in ein konsumentenorientiertes Bewertungsinstrument, dass Kunden in die Lage versetzt, über einen QR-Code, der mit dem Smartphone ausgelesen wird, den individuellen Wert eines Kleidungsstücks zu erfahren – so kann der Impact von einem Fleece mit einem anderen direkt verglichen werden.

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