statusCHECK Nachhaltigkeit: Fair Wear Foundation

Liefertermine sind ein Grund für massive Überstunden

Interview mit Sophie Koers, Marketing & Communications Manager bei der Fair Wear Foundation
Übersetzung: Outdoor-Test.de

Interview mit Sophie Koers, Marketing & Communications Manager bei der Fair Wear Foundation

Interview mit Sophie Koers, Marketing & Communications Manager bei der Fair Wear Foundation

Outdoor-Test: Was waren aus Ihrer Sicht in den letzten 12 Monaten in Bezug auf Nachhaltigkeit wichtige Schritte in der Outdoorbranche? Was ist versäumt worden?

Sophie Koers: In den letzten paar Jahren sind eine steigende Anzahl an Outdoor Unternehmen der Fair Wear Foundation beigetreten. Zusätzlich zur Umsetzung der FWF Richtlinien in den jeweiligen Unternehmen, engagieren sich zahlreiche von ihnen in spezifischen Projekten und kooperieren bei den aktuellen Aufgaben und Herausforderungen.
Zum Beispiel hat die FWF kürzlich, in Zusammenarbeit mit der EOG, eine Studie zu existenzsichernden Löhnen angestoßen, um das Verhältnis zwischen Preisniveau der Produkte und existenzsicherndem Lohnniveau zu untersuchen. Sieben unserer (Outdoor) Mitglieder beteiligen sich an der Studie.

Outdoor-Test: Was wären sinnvolle nächste Schritte in der Outdoorbranche?

Sophie Koers: Die Outdoor-Industrie, mit ihren sehr speziellen Produktionsprozessen und zahlreichen gemeinsamen Zulieferern, bietet sehr gute Möglichkeiten für strukturierte, nachhaltige Verbesserungen hinsichtlich der Bedingungen am Arbeitsplatz.

Ein Beispiel: Einer der Gründe für massive Überstunden – in vielen Fällen werden über Monate hinweg Arbeitswochen von bis zu 100 Stunden erreicht – ist der hohe Druck, den die Bekleidungsindustrie als Ganzes auf die Einhaltung bei den Liefertermine ausübt. Designs werden in der letzten Minute finalisiert, was die Produktionsstätten dazu zwingt, ihre Arbeitskräfte bis zum Limit zu belasten – oder darüber hinaus! Die Outdoor Industrie hingegen hat realtiv stabile Kollektionen, verglichen mit der Modebranche. Zudem sind langfristige Geschäftsbeziehungen hier verbreiteter aufgrund der spezifischen technischen Grundvoraussetzungen. Diese beiden Punkte bilden eine exzellente Basis für eine bessere und langfristigere Produktplanung, die sich positiv auf die Einhaltung angemessener Arbeitszeiten auswirken.

Outdoor-Test: Was planen Sie als Organisation in diesem Bereich?

Sophie Koers: Die Fair Wear Foundation ist sehr erfreut über die steigende Anzahl der Outdoor Mitglieder und den Enthusiasmus, mit dem die Unternehmen den Prozess der Verbesserung der Arbeitsbedingungen in ihren Zulieferketten in Angriff nehmen. Für uns bietet die ganzheitliche Zusammenarbeit mit diesem sehr spezialisierten Sektor der Bekleidungsindustrie eine Vielzahl an Möglichkeiten, best Practice Modelle zu entwickeln, die als Beispiele für andere Unternehmen anderer Zweige der Bekleidungsindustrie dienen können.

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