statusCHECK Nachhaltigkeit 2013: Deuter Sport GmbH
Autor: ChristianDeuter Sport auditiert über 90 % des Produktionsvolumens
Interview mit Katrin Bauer, Corporate Responsibility bei der Deuter Sport GmbH & Co. KG
Outdoor-Test: Was ist in den letzten 12 Monaten in Bezug auf Nachhaltigkeit in Ihrem Unternehmen passiert?
Katrin Bauer: Die letzten zwölf Monate haben wir in Sachen Corporate Responsibility, Unternehmensverantwortung, kontinuierlich an der Umsetzung unserer Mitgliedschaft bei der Fair Wear Foundation gearbeitet. So konnten wir im November 2012 zwei weitere Produktionsstätten unseres Partners Duke in Vietnam auditieren. In der dritten Fabrik, die bereits 2011 von unabhängigen FWF Auditoren überprüft worden ist, wurde ebenfalls im November 2012 ein sogenanntes verification audit durchgeführt. Mit diesen Audits versichert sich die FWF, dass die Verbesserungsmaßnahmen in den Fabriken auch umgesetzt werden. Interessierte können dies auch in unserem ersten Social Report nachlesen. Dieser steht auf unsere Homepage zum Download bereit.
Gemeinsam mit unserem Partner arbeiten wir kontinuierlich an der Implementierung der Verbesserungsmaßnahmen (corrective action) in allen drei Fabriken. Besondere Bedeutung hatten dabei in den letzten Monaten die Themen Brandschutz und Sicherheit. Die Arbeitsbedingungen in Vietnam und Bangladesch lassen sich nicht miteinander vergleichen. Die Standards in Vietnam, insbesondere bei unserem Partner Duke, sind sehr hoch. Aber die Bilder von den Fabrikeinstürzen und Fabrikbränden aus Bangladesch haben uns sehr erschüttert. Wir wollen daher auf jeden Fall ausschließen, dass sich so ein Unglück in Fabriken, in denen für Deuter produziert wird, ereignet.
Wir haben nun über 90 % unseres Produktionsvolumens auditiert und die FWF Vorgaben für das zweite Jahr unserer Mitgliedschaft damit übererfüllt. Seit unserem Brand Performance Check, bei dem die FWF bei uns in Gersthofen zu Gast war und unsere Prozesse überprüft hat, dürfen wir nun das FWF Logo auf unseren Hangtags nutzen. Vielleicht haben Sie es ja bereits auf dem einen oder anderen Hangtag gesehen? Die Umstellung erfolgt sukzessive, denn wir verbrauchen erst unsere alten Hangtags auf.
Unser Produktionspartner in China, der seit zehn Jahren all unsere Schlafsäcke produziert, hat im Juli erfolgreich am Workplace Education Programm, einem gemeinsamen Training für Arbeiter und Management einer Fabrik, der FWF teilgenommen. Zusätzlich zu unserer Teilnahme an dem Gemeinschaftsprojekt der EOG und der FWF zum Thema existenzsichernde Löhne haben wir damit unser Engagement bei der FWF weiter ausgebaut.
Outdoor-Test: Welche nächsten Schritte planen Sie?
Katrin Bauer: Im kommenden Jahr werden wir auch unseren Produktionspartner in China von der FWF auditieren lassen. Des Weiteren steht das Thema Existenzlohn auf unserer Agenda. Die FWF Audits, aber auch das EOG-FWF-Projekt haben zwar gezeigt, dass die Löhne bei unserem Partner in Vietnam weit über dem gesetzlichen Mindestlohn liegen und weitestgehend auch dem von der lokalen Gewerkschaft berechnetem Existenzlohn entsprechen. Dennoch sind wir uns unserer Verantwortung bewusst und arbeiten weiterhin an dem Thema.
Auf der OutDoor 2012 haben wir die ersten zwei Produkte in unserer Kollektion mit bluesign Label vorgestellt. Kikki, der Kinderrucksack besteht zu 100 % aus bluesign approved fabric, während der Kinderschlafsack Dreamland sogar das bluesign product label trägt. Für uns bilden die beiden Produkte ein erstes Pilotprojekt, um Erfahrungen mit dem bluesign Stan- dard zu sammeln. Die Reaktion der Endkunden auf die Produkte, ist durchaus positiv. Wir versuchen jedoch nachhaltige Materialien zu finden, die wir für die gesamte Produktpalette einsetzen können und um nicht nur Insellösungen für einige wenige Produkte zu schaffen. Aufgrund der Beschaffenheit unserer Lieferkette und dem (noch) eingeschränkten Angebot für nachhaltige Rucksackstoffe und Accessoires befinden wir uns hier jedoch auf einem langen, steinigen Weg.
Outdoor-Test: Findet das Prinzip der Nachhaltigkeit auch an Ihrem Standort in Gersthofen Beachtung?
Katrin Bauer: Zum Jahreswechsel ist Deuter in ein neues Gebäude in Gersthofen gezogen. Bei der Planung wurden Umweltaspekte ebenso mit einbezogen wie ein „Wohlfühlfaktor“. Das Ergebnis ist ein außergewöhnliches Gebäude, das mit viel nachhaltigem Holz und großen Fenstern den Mitarbeitern viel Tageslicht und offene Räume bietet. Eine Geothermie-Anlage ersetzt die Ölheizung und sorgt im Winter für warme sowie im Sommer für kühle Temperaturen in den Büros. Wir haben im letzten Jahr ein Umweltmanagementsystem eingeführt, mit dem wir nun die wichtigsten Kennzahlen für unseren Standort erheben. Dies ermöglicht uns einen Vergleich zwischen Alt- und Neubau. Dies hat ergeben, dass wir mit unserem Neubau den CO2-Ausstoß für Strom und Heizung von 161.559 kg CO2 in 2012 auf nur 3.944 kg im ersten Halbjahr 2013 reduzieren konnten – das ist eine Reduktion von 98 % in den ersten sechs Monaten! Um das zu veranschaulichen: eine (mehrjährige) Buche kann pro Jahr nur 12, 5 kg CO2 binden. Für die Differenz von 157.615 kg CO2 müssten pro Jahr über 12.600 Buchen gepflanzt werden!