statusCHECK Nachhaltigkeit 2013 in der Outdoorbranche

statusCHECK Nachhaltigkeit 2013 der Outdoorbranche

statusCHECK Nachhaltigkeit 2013 der Outdoorbranche

Wie haben die besonderen Ereignisse der letzten zwölf Monate die Nachhaltigkeitsbemühungen der Outdoorbranche beeinflusst?

Zwei Ereignisse haben die vergangenen zwölf Monate aus Sicht der Nachhaltigkeit in Outdoor Unternehmen besonders geprägt. Das eine – der Fabrikeinsturz in Bangladesch – betrifft die Outdoor Unternehmen letztlich genauso wie alle anderen Textilunternehmen. Das zweite – die Greenpeace Studie „Chemie für jedes Wetter“ – betrifft die Outdoor Unternehmen im Besonderen, da sie in dieser Studie explizit im Fokus standen.

 

Der Fabrikeinsturz in Bangladesch

 

Sabhar, Bangladesch am 24. April 2013: 1.127 Tote, fast 2.500 verletzte Fabrikarbeiter beim Einsturz der Textilfabrik in Sabhar, in der Nähe von Dhaka, der Hauptstadt Bangladeschs. In dem Hochhaus saßen mehrere Textilfabriken. Der schlimmste Fabrikunfall in der Geschichte Bangladeschs hat eine breite Debatte über die Arbeitsbedingungen in den Fabriken von Bangladesch und anderen für die Textilbranche produzierenden Ländern entfacht. In Bangladesch hatten staatliche Untersuchungen im Nachgang folgende Auswirkungen. Mehrere Textilfabriken wurden geschlossen.  Die Gründung von Gewerkschaften ist nun leichter möglich. Der gesetzliche Mindestlohn ist zwar nach wie vor unverändert, jedoch wird eine Anhebung angestrebt, ein Komitee soll eingerichtet werden. Der Mindestlohn soll dann rückwirkend zum 1. März ausgezahlt werden. Hier bleibt die weitere Entwicklung abzuwarten.

 

Outdoor-Test hat Kirsten Clodius von der Christlichen Initiative Romero über das Abkommen zum Brand- und Gebäudeschutz in Bangladesch befragt: Die Unterzeichnung des Abkommens zu Gebäudesicherheit und Brandschutz in Bangladesch von mittlerweile mehr als 80 Unternehmen sei ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung, sagt Clodius. „Unternehmen zeigen erstmalig verbindlich Verantwortung und verpflichten sich, auch finanziell in die Sicherheit ihrer Zulieferfabriken zu investieren. Sicherlich ist das Abkommen nicht modellhaft auf alle Produktionsländer zu übertragen, denn grundsätzlich müssen neben den Unternehmen vor allem die nationalen Regierungen stärker Verantwortung zeigen und die Einhaltung von Arbeits- und Menschenrechten garantieren. Für die ArbeiterInnen in Bangladesch hat sich durch das Abkommen aber sehr schnell das viel zu hohe Risiko verringert, bei einem Unglück am Arbeitsplatz das Leben zu verlieren.“

 

http://de.wikipedia.org/wiki/Geb%C3%A4udeeinsturz_in_Sabhar

 

Chemie für jedes Wetter

 

Das zweite relevante Ereignis in den letzten zwölf Monaten war die Veröffentlichung der Greenpeace Studie „Chemie für jedes Wetter“. Greenpeace beauftragte zwei unabhängige Labors 14 Outdoor-Artikel zu untersuchen. Ein Ergebnis war, dass alle untersuchten Marken per- und polyfluorierte Chemikalien (PFC) für Beschichtungen oder Membranen einsetzten. PFC soll krebserregend sein, wird in der Natur nicht abgebaut und gelangt über die Luft, die Nahrung und das Trinkwasser in den menschlichen Organismus. Selbst in Eisbärenblut kann der Stoff schon nachgewiesen werden.

 

Beitrag des ZDF Morgenmagazins zur Greenpeace Studie: Chemie für jedes Wetter. http://www.zdf.de/ZDFmediathek/beitrag/video/1762914/Giftige-Outdoor-Bekleidung#/beitrag/video/1762914/Giftige-Outdoor-Bekleidung

 

Die Studie erzielte eine extrem hohe Sichtbarkeit und so wurden viele Menschen für das Thema sensibilisiert. Man muss kein Prophet sein, um einen Zusammenhang zwischen der Studie und dem sich anschließenden Agieren der Outdoor Branche zu sehen. Seit Veröffentlichung der Studie haben mehrere Outdoor-Unternehmen ihren geplanten Ausstieg aus der Produktion mit PFC bekanntgegeben, darunter Maier Sports oder auch Jack Wolfskin, die bis 2020 auf den Einsatz von PFC verzichten wollen – ohne bislang ein Substitut zu kennen.

 

statusCHECK Nachhaltigkeit 2013 – die wichtigsten Ergebnisse

Die wichtigsten Nachhaltigkeitsentwicklungen in der Outdoor-Branche aus unserer Sicht zusammengefasst:

 

  • Ein zentrales Anliegen für Kirsten Clodius von der Christlichen Initiative Romero ist nach wie vor die Anhebung der Löhne der NäherInnen in den Fabriken der Billiglohnländer. Sie weist jedoch darauf hin, dass dabei viele Faktoren bei der Durchführung hinderlich sein können. Neben den Regierungen der Billiglohnländer sieht Clodius vor allem die Unternehmen in der Pflicht. Gleichzeitig lobt Sie die Bemühungen einiger Outdoorhersteller, die gemeinsam mit der FairWear-Foundation ein Pilotprojekt zu existenzsichernden Löhnen durchführen.
  • Die Schwierigkeiten bei der Umsetzung eines existenzsichernden Lohnes („living wage“) erkennt auch Saskia Krämer von der Fair Wear Foundation. Mit der Studie zu dem living wage soll zunächst der Frage nachgegangen werden, in welchem Verhältnis sich die Preise ändern, wenn die Löhne schrittweise angehoben werden. „Die wegweisende Studie stellt aufgrund ihrer starken Praxisorientierung einen Meilenstein dar“ erklärt Krämer. Aufgrund der Tatsache, dass die Unternehmen sensible Daten für diese Studie zur Verfügung stellen, attestiert Sie diesen eine große Bereitschaft, ernsthaft an dem Thema living wages zu arbeiten.
  • Mit gutem Beispiel voran gehen Marken wie Schöffel, Mammut und Odlo, die im Jahr 2013 mit dem Best Practise Award der Fair Wear Foundation für vorbildliche Bemühungen zur Verbesserung der Arbeitsbedingung in den Herstellungsbetrieben ausgezeichnet wurden.
  • Die European Outdoor Group nimmt sich dem wichtigen Thema des Chemikalieneinsatzes im Produktionsprozess an. Grundsätzlich sieht die Organisation in diesem Punkt die Chemieindustrie in der Verantwortung, geeignete Alternativen z.B. zu PFC zu entwickeln. Die EOG wird das Thema in enger Zusammenarbeit mit einzelnen Markenexperten, der Zero Discharge of Hazardous Chemicals Group (ZDHC) und der chemischen Industrie aktiv vorantreiben.
  • Ein weiterhin wichtiger Partner für ein nachhaltigeres Chemikalien-Management ist bluesign. Unternehmen wie Bergans oder Jack Wolfskin nutzen die Partnerschaft, um Materialien auszuwählen, die einen geringeren Umwelteinfluss haben. Dabei steht nicht nur der Chemikalieneinsatz sondern auch Ressourcenproduktivität, Emissionen und Sicherheit der Arbeiter im Fokus.
  • Einige Hersteller haben erkannt, dass das ehrgeizige Ziel, zukünftig PFC-freie Outdoor-Produkte herzustellen, nur gemeinschaftlich erreicht werden kann. Christiane Dolva von Bergans berichtet von einem Forschungsprojekt, das zum Ziel hat alternative wasserabweisende Behandlungsmöglichkeiten zu ermitteln, die frei von PFC sind. Hierbei handelt es sich um eine Zusammenarbeit unterschiedlichster Marken.
  • Fortschritte bei dem schrittweisen Ausstieg können Ilka von Goerne von Schöffel sowie Simone Mayer von Maier Sports bereits verkünden. Während Erstgenannte vom Ausstieg des Unternehmens aus der C8 Chemie – bei der Ausrüstung von Funktionsjacken und -hosen – berichten kann, hat Maier Sports die ersten PFC-freien und mit Purtex veredelten Jacken auf der OutDoor im Juli 2013 in Friedrichshafen vorgestellt.

statusCHECK Nachhaltigkeit – Interviews

Die Logos führen direkt zu den Antworten der Interviewpartner:

VAUDE Sport GmbH & Co. KG

Schöffel Sportbekleidung

W. L. Gore & Associates GmbH

Fair Wear Foundation

Christliche Initiative Romero

Maier Sports Nachhaltigkeit

European Outdoor Group

European Outdoor Group

Deuter Sport GmbH

Mammut

Jack Wolfskin

Icebreaker

Bergans of Norway Nachhaltigkeit

Bergans of Norway

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