Nachhaltige Textilproduktion boomt – in den Medien
Autor: ChristianDer Brand in der Textilfabrik in Bangladesch hievt das Thema derzeit in neue Höhen
Durch den neuerlichen Zwischenfall mit mehr als 110 toten Näherinnen in der bengalischen Textilfabrik Tazreen Fashion Limited, wird das Thema nachhaltige Textilproduktion derzeit mal wieder in allen Medien behandelt – über den Outdoor-Markt hinaus. Ein kleiner Überblick…
Die Onlineausgabe der Süddeutschen stellt fest, dass die Textilproduktion für westliche Konzerne in Billiglohnländern auf der Ausbeutung von Frauen fußt. Die Süddeutsche weist auf Berechnungen der Kampagne für Saubere Kleidung (CCC) hin, wonach sich der Preis der Kleidung folgendermaßen zusammensetzt: „50 Prozent Gewinn und Kosten des Einzelhandels, 25 Prozent Markenwerbung, 13 Prozent Fabrikkosten, 11 Prozent Transport und Steuern. Und nur ein Prozent Lohnkosten.“ Verändern werde sich aber nichts!
Interessant ist in diesem Zusammenhang auch die Frage der WirtschaftsWoche, ob eine faire Produktion überhaupt realistisch sei? Die Antwort von WiWo tendiert zu nein, insbesondere aus zwei Gründen: „Zum einen fragt gerade der deutsche Verbraucher die Billigstware der Discounter ohne Sinn und Verstand nach.“ Zum Zweiten scherten sich die Konzerne aus dem Westen wenig um die Arbeitsbedingungen bei Ihren Lieferanten. Eine Veränderung (Erhöhung der Mindestlöhne und eine Verbesserung des Brandschutzes) sei letztlich nur möglich, wenn die Konzerne gemeinsam bei den Regierungen der jeweiligen Länder vorsprächen. Klar ist aber, dass ein höherer Preis nicht automatisch auf bessere Produktionsbedingungen schließen lässt.
Nun ist die Outdoor-Branche in den letzten Jahren mit diesem Thema immer wieder konfrontiert worden bzw. konfrontiert sich selbst damit. Aber auch innerhalb der Outdoor-Branche gab es in den letzten Wochen einige Aufregung. Den größten Aufreger verursachte sicher die Greepeace Studie mit dem Titel „Chemie für jedes Wetter“. Greenpeace untersucht in der Studie Outdoor Bekleidung auf perfluorierte Schadstoffe (PFC). Das Ergebnis der Studie ist, dass in jedem der 14 untersuchten Kleidungsstücke Spuren von perfluorierten Kohlenwasserstoffen (PFC) nachzuweisen war.
Der Blog bergleben.de hat in der Folge Stellungnahmen einiger Outdoor-Hersteller zu der Greenpeace Studie veröffentlicht.
Im November hat die Kampagne für Saubere Kleidung zum dritten Mal Outdoor-Unternehmen unter dem Motto „Discover Fairness! Outdoor-Firmen und deren Soziale Nachhaltigkeit“ untersucht. Die Kampagne für Saubere Kleidung kann eine positive Weiterentwicklung festgestellen, die Zahlung eines Existenzlohns sei aber weiterhin die zentrale Herausforderung.
Sandra Dusch Silva von der Christlichen Initiative Romero (CIR) sagte in einem Interview mit der Mitteldeutschen Zeitung: „Outdoor-Firmen Jack Wolfskin und Vaude sind zwei Marken, die gezielt versuchen, über ihr Einkaufsverhalten Unternehmen und Fabriken zu bevorzugen, die höhere Löhne zahlen und schrittweise auch bessere Standards umzusetzen. Andere Unternehmen wie C&A und H&M machen dagegen viel zu wenig, obwohl sie durch ihre schiere Größe eine Marktmacht haben, mit der sie fundamental etwas in Bangladesch verändern könnten.“ Gleichzeitig weist Dusch aber daraufhin, dass es für Verbraucher aufgrund hunderter Siegel nach wie vor schwer sei, fair und sauber produzierte Kleidung überhaupt zu identifizieren.
Heute (28.11.2012) fragte Natascha Knecht im Outdoorblog des Schweizer Tagesanzeigers dann auf welche Kriterien die Leser beim Kauf von Outdoor-Produkten achten würden? Die Kommentare der Leser sind hier sehr lesenswert
Für uns Erste-Welt-Outdoorer bleibt die Entwicklung schlicht spannend. Für andere ist die Entwicklung bzw. die Veränderung existenzieller!
btw 1: Hier kann man eine Petition der Clean Clothes Campaign unterschreiben
btw 2: Laut neuester Meldung der FAZ sollen drei Manager der Textilfabrik in Bangladesch festgenommen worden sein, weil sie die Notausgänge verschlossen hätten!