Die Kurzskimethode

Skifahren lernen mit Big Foots und Short Carvern

Ski-Erlebnis für Groß und Klein: Mit der Kurzskimethode haben nun auch Erwachse die Chance, rasch ins Skifahren einzusteigen.

Ski-Erlebnis für Groß und Klein: Mit der Kurzskimethode haben nun auch Erwachse die Chance, rasch ins Skifahren einzusteigen.

Von der kleinen auf die große Latte – die Kurzskimethode bietet eine Perspektive für Leute, die nicht den Rest Ihres Skifahrerlebens im Schneepflug verbringen wollen: Stellen Sie sich vor, sie haben zum ersten Mal Inliner an den Füßen und sollen eine Alpenpassstraße hinunter fahren. Angst? So ähnlich fühlen sich Erwachsene, die einen Skihang mit Gleitmittel unter den Schraubstöcken, die sich Skischuhe nennen, hinunter fahren sollen. Das Problem: Skifahren lernen heißt Dynamik lernen – sich reinwerfen in den Hang, nur dann funktioniert es. Wenn nur diese Angst vor Kontrollverlust und Verletzung nicht wäre.

Idee und Ursprung der Kurzskimethode

Die Idee der Kurzskimethode ist denkbar einfach. Man steht anfangs im Flachen auf sehr kurzen Skiern, die sich ohne weiteres drehen lassen. Zum Bremsen lernt man damit direkt das seitliche Abschwingen über die Drift (Bremswirkung durch die rutschende Kante), überhaupt beginnt man gleich mit der Zielübung, dem parallelen Schwingen. Die Ski werden dann mit dem Könnensfortschritt länger, schon nach einer Woche stehen viele auf den ihrer Körperhöhe gemäßen Latten.

Die Kurzskimethode wurde Ende der 60er Jahre von Martin Puchtler entwickelt. Der Skilehrer hatte einen hoffnungslosen Fall, der schon den dritten Winter sein Geld hinaus warf und in Puchtlers Skikeller einen verrosteten, um 40 cm kürzeren, Ski stehen sah. Er wollte diesen mal probieren und Puchtler ließ ihn gewähren. „Ich tat es wie ein Arzt, der einem todkranken Patienten erlaubt, noch einmal sein Lieblingsgericht zu essen, weil er weiß, dass sowieso alles umsonst ist. Tags darauf geschah ein Wunder: Der Mann lernte Ski laufen. Und zwar ausgezeichnet.“

Puchtler begann zu experimentieren, die Kurzskimethode entstand und setzte sich eine zeitlang sogar in den USA durch. Dann wurde es wieder still um die Methode. Heute arbeiten nur vereinzelt auch große Skischulen (z.B. die Skischule Nordbayern) mit der Methode.

Weggewischt wurde die ganze Revolution dann durch die Carvingski – die sind ohnehin kürzer, das Drehen ist ohnehin leichter. Doch das Grundproblem, welches schon Puchtler erkannt hatte, bleibt: Der Anfänger benutzt eine Skilänge, die bei hohen Geschwindigkeiten Laufruhe garantiert – diese Geschwindigkeiten erreicht er aber nicht, und so muss er sich mit der fehlenden Wendigkeit der langen Latten herum schlagen. Möglicherweise hat sich die Methode also auch deshalb nicht durchgesetzt, weil sie mit einer Materialschlacht für die Skischulen und entsprechend hohen Kosten verbunden ist?

Vom Bekannten zum Unbekannten

Der Anfänger beginnt mit einem ca. 60 cm langen Bigfoot, die Bewegung ist wie beim Schlittschuhlaufen, beim Rutschen auf blankem Eis oder beim Rollschuhfahren. Irgendwas davon hat jeder in seinem Oberstübchen gespeichert.

Vom leichten zum Schweren

Nach dem Bigfoot kommt ein Shortcarver (90 – 130 cm) mit dem etwas höhere Geschwindigkeiten drin sind. Mit diesem Ski kann man bereits carven, also die höchste Form der modernen Skikunst spüren: Die Kante schneidet in den Hang, wir fahren den Radius, für den unser Ski geschnitten ist… Nach wenigen Tagen ist es meist möglich, von Shortcarvern auf die normale Länge des Allroundcarvers (nach Körpergröße und angestrebtem Einsatzbereich) umzusteigen.

Big Foot, Short Carver, Carvingski – das alles müssen die Skischulen bereit halten und trotzdem mit Schulen konkurrieren, die ihre Gäste gleich auf die langen Ski stellen. Wer jedoch jedes Jahr wieder von Neuem mit einem Skikurs anfängt, sollte die Methode einfach ausprobieren. So schlecht kann sie nicht sein, denn es gibt Skischulen, die garantieren den Lernerfolg: Wird das Kursziel „mittleres Skigelände mit Parallelschwüngen zu befahren“ (Skischule Nordbayern) nicht erreicht, erhalten die Gäste eine Gutschrift über weitere Unterrichtsstunden.

Würde das nicht funktionieren, wäre die Skischule wohl längst pleite…

Weiterführende Artikel:

1 Kommentar

  1. Carving Ski

    Hallo,
    die Materialproblematik (Skischule muss viel mehr Skier bereitstellen) sehe ich nicht so allgemein, da nicht alle Skischulen gleichzeitig auch einen Skiverleih haben (in der Region, in welcher ich arbeite, ist das kaum der Fall). Hier im Wallis leihen sich die Gäste meist die Ski beim Sportgeschäft aus, der freundlicherweise auch noch meist in gondelnähe ist. Die Verleiher in unserem Ort haben kein Problem damit, zuerst einen Kurzski zu verleihen (bigFoots gibts ja eh nicht mehr) und dann nach 1-2 Tagen einen etwas längeren Ski raus zu geben. Und die Abnutzung der Ski ist ja insgesamt gesehen auch nicht größer. Lediglich das Bindungseinstellen macht mehr Aufwand.