Der South West Coast Path: Route & Unterkünfte
Autor: Daniela KluetschTeil 2: Outdoor unterwegs von St. Ives bis Falmouth
Für die Festlegung einer Route braucht man im Prinzip nur zwei Faktoren: verfügbare Zeit und Startpunkt der Reise. Alles dazwischen und selbst das Ende ergibt sich ganz von alleine. Genauso ging es auch mir bei den Vorbereitungen zu meiner Tour auf dem South West Coast Path. Verfügbare Zeit (3 Wochen) und Reisezeitraum (Mai) standen schnell fest. Den Startpunkt bestimmte ich so, dass ich ihn möglichst einfach mit Bus oder Bahn erreichen konnte. Und natürlich auch, dass die folgende Strecke abwechslungsreich und gut in 3 Wochen zu schaffen sein würde. Die Wahl fiel dabei auf das beschauliche Künstlerstädtchen St. Ives – auch als cornische Riviera bekannt. Von hier aus sollte meine Wandertour starten. Entweder bis Plymouth, wenn ich 15 Tage am Stück durchlaufen würde, mit einer durchschnittlichen Strecke von 20 Kilometern pro Tag. Oder bis Falmouth bei etwa nur der Hälfte der Strecke, aber mit mehr Zeit für Stopps und Pausen. Die Entscheidung dafür fiel erst, als ich mitten auf dem Coastpath unterwegs war.
Route: Etappen des South West Coast Path

Tabelle mit den einzelnen Etappen von Danielas Wanderung auf dem South West Coast Path. Grafik: Daniela Klütsch
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Unterkunft: Die schönsten Schlafplätze in Cornwall
Die Art der Unterkünfte variieren von Hostel bis B&B (vor allem preislich), doch haben sie eins immer gemeinsam: die britische Gastfreundschaft. Egal wo ich einkehrte, wurde ich familiär und auch etwas neugierig empfangen. Ein gutes Gefühl nach einer langen Wanderschaft auf dem manchmal einsamen Küstenweg. Besonders empfehlenswert: die Jugendherbergen der Youth Hostel Association (YHA). Preislich unschlagbar, immer sauber und gepflegt (meine Erfahrung), angepasst an die Bedürfnisse von Outdoor-Aktiven (Wäscheraum, Fahrradbox, Selbstversorger-Küche) und erstaunlich gutes Essen. Eine Mitgliedschaft kostet ab £9.95. Neben den Tipps aus meinem Reiseführer „Südengland“ von Ralf Nestmeyer, habe ich mir die Unterkünfte der YHA und weitere Hostels aus dem Internet gesucht.
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Highlights auf dem South West Coast Path

In der Greevor Tin Mine wurde noch bis vor 20 Jahren Zinn und Kupfer abgebaut. Foto: Daniela Klütsch
Die Aussicht auf Land´s End (dem westlichsten Punkt Englands) und Cornwalls schönste Bucht in Porthcurno lassen mich hoffen. Aber auch die mystische Landschaft auf dem Weg nach St. Just am zweiten Tag, lenkt mich für eine ganze Weile von den Strapazen des Wanderns ab. Schon von Weitem erkenne ich hohe Schornsteine im Nebel, die wie Zahnstocher aus dem Boden ragen. Mit jedem Meter wird das Bild davon klarer, der Schauer der mir den Rücken runter fährt jedoch nicht. Als ich etwa 2 Stunden nach meiner ersten Entdeckung aus der Ferne bei den Schornsteinen angekommen bin, erkenne ich was es damit auf sich hat: es ist die Greevor Tin Mine, UNESCO-Welterbe-Stätte.
Wie eine Geisterstadt liegt sie vor mir, die alte Zinn- und Kupfermine. Als wären die Arbeiter nur kurz im Urlaub, liegen die alten Hallen, Kanäle und Schornsteine da. Nach dem Höhepunkt des Zinn- und Kupferabbaus im Zuge der Industrialisierung im 19. Jahrhundert, wurde hier noch bis vor 20 Jahren gearbeitet. Nach steigender Konkurrenz auf dem Weltmarkt, vor allem durch Afrika, liegen heute fast alle Minen in Cornwall brach. Jegliches Trübsal verdrängend, breitet sich kurz nach meinem Verlassen der „Geisterstadt“ die Sonne aus. Und der Weg wird flacher, endlich. Zu mindest bis Cape Cornwall. Von da an darf ich wieder bergauf steigen, bevor ich nach satten 8 Stunden die Jugendherberge in St. Just erreiche. Es wird wieder hügelig.

Die Jugendherberge Penzance der Youth Hostel Association (YHA) bietet Wanderern viel Gemütlichkeit und Komfort um Energien für den weiteren Weg zu tanken. Foto: Daniela Klütsch
Bis zu meinem geplanten Endziel habe ich noch ungefähr 96 Kilometer vor mir. Also etwas mehr als die Hälfte der gesamten Strecke. Um die Wanderung sinnvoll auf die restlichen Tage zu verteilen, gönne ich mir einen weiteren Tag Pause in the Lizard und Coverack, bis ich das Tourenziel in Falmouth erreiche. Doch vorher erlebe ich die wahrscheinlich schönste Strecke auf dem Coast Path in Cornwall und werde auch noch umsonst über die Gillan Bucht geschippert… Die Rede ist von der Strecke ab Coverack bis Helford. An diesem wieder sehr sonnigen Tag starte ich gut erholt und gestärkt aus dem ruhigen Fischerörtchen Coverack. Vorher noch schnell eingedeckt mit Obst und Pastys (cornisches Nationalgericht), kann es jetzt losgehen auf den folgenden 21 Kilometern. Die erste Stunde laufe ich ganz flach am Meer entlang bis es am Strand von Godrevy Cove wieder bergan ins Landesinnere geht. Die Büsche sind hier so hoch, dass ich den Einstieg beim ersten Anlauf verpasse und knöcheltief im Matsch stehe… Gott sei Dank strahlt die Sonne wieder ausgiebig, so dass die Schuhe schnell wieder trocknen. Kurz nach der Anhöhe hinter dem idyllischen Dorf Rosenithon, treffe ich in Porthallow ein, dem Halbzeit-Ort des South West Coast Path, wenn man von dem eigentlichen Start in Minehead rechnet. Für mich nur ein kurzer Pausenort, denn viel Strecke hab ich noch nicht zurückgelegt. Ich erhöhe mein Tempo, laufe stramm und konzertiere mich auf den Weg. Als ich jedoch um die Ecke des Nare Points biege, breitet sich vor mir ein traumhafter Blick in die Gillan Bucht aus. Auf türkisfarbenen Wasser schippern kleine bis mittelgroße Segelboote, Angler rudern vom morgendlichen Fischen zurück und ein junges Paar sucht per Boot nach einer romantischen, kleinen Bucht. Ich bin begeistert!
Nur sehe ich hier ein Problem: wie komme ich über das Wasser? Schwimmen mit 18 kg auf dem Rücken wäre sehr ungünstig und laufen kann ich nur über festen Untergrund. Es bleibt mir nichts anderes übrig als dem Tipp aus dem Reiseführer zu folgen und nach einer kleinen Fähre zu suchen. Die „Fähre“ stellt sich als Angler heraus, der gerade anlegen wollte, mich aber auf meine Nachfrage hin gerne höchst persönlich über die Bucht fährt. Was für ein Service! In britischen „five minutes“ rudert er erneut raus zu seinem Motorboot und holt mich bei einem erhöhten Steg ab. Und so komme ich über das Wasser, ganz umsonst. Denn als Lohn reicht dem netten Briten lediglich mein glückliches Lächeln und tausendfacher Dank.

Freundliche Fischer helfen Wanderern gerne dabei, mit ihnen im Fischerboot die Gillan Bucht zu überqueren. Foto: Daniela Klütsch
Daniela wird auf Outdoor-Test über den South West Coast Path in folgenden drei Themenblöcken berichten:
Teil 1: Allgemeine Informationen
Teil 2: Route und Unterkünfte
Teil 3: Tipps und Sehenswürdigkeiten
Moin Daniela,
Dein wunderschöner Bericht, Dankeschön dafür!, hat mich in meinem Ziel für 2014 bestärkt: CORNWALL. „Sie ist fasziniert von Wegen, die uns unsere Vorgänger hinterlassenhaben … “ steht im Abschluss. Wohl der bekannteste unserer Vor-gänger,obwohl derkaum gegangen ist, war unser GOETHE. Der hat uns den „Goetheweg München – Venedig“ hinterlassen, den ich 200g ge-gangen bin.
Dir weiterhin „on tour“ und auch ansonsten alles Gute, schöne Reisen und immer eine glückliche Heimkehr – wonach die Ideen für die nächste Tourlangsam aber stetig zu“laufen“ beginnen.
Gruß aus ‚em Saarländche – (Wander-) Hans