Der richtige Outdoor-Kocher: Spiritus, Gas oder Benzin?

Produkttest: MSR Reactor Stove

Wer mehrere Tage oder gar Wochen der Zivilisation den Rücken kehrt, braucht einen zuverlässigen Outdoor-Kocher. Outdoor.de gibt euch einen Überblick über die Vor- und Nachteile verschiedener Kocher-Arten und hat in einem Produkttest den Kocher „Reactor Stove“ des Herstellers MSR unter die Lupe genommen. Prinzipiell kann man die Kocherlandschaft in drei Sektionen unterteilen:

Spirituskocher

Spirituskocher sind die „Nomaden“ der Kocher-Szene. Sie kommen vor allem in wirklich abgelegenen Reisegebieten zum Einsatz. Spiritus gehört zu den Brennmitteln, die auch am Ende der Welt noch erhältlich sind und zur Not wird anstelle von Spiritus hochprozentiger Alkohol verfeuert, den gibt es immer. Die relativ geringe Brennkraft von Spiritus wird durch das Kaminsystem der Kocher weitgehend ausgeglichen. Dennoch nimmt die Leistung des Spirituskochers umso mehr ab, je kälter die Temperatur und je dünner die Luft ist. Bei Touren oberhalb der Baumgrenze braucht man daher mehr Geduld.

Gaskocher

Am meisten verbreitet sind Gaskocher. Sie sind einfach zu bedienen, pflegeleicht und effizient. Jedoch haben sie einige Nachteile: Die gebräuchlichen Gaskartuschen dürfen aufgrund des in den Gepäckräumen herrschenden Unterdrucks nicht mit ins Flugzeug genommen werden und vor Ort sind die richtigen Kartuschen mitunter schwer zu beschaffen. Des Weiteren wird die Brennleistung von Gaskochern von der Außentemperatur und der Höhe beeinflusst. Bringen die meisten Gaskocher bei „normalen“ Außentemperaturen, also bis ca. 10°C, 1 Liter Wasser zuverlässig innerhalb von 5-8 Minuten zum Kochen, nimmt die Leistung mir abfallender Temperatur bzw. in großer Höhe immer weiter ab. Bei Temperaturen unter dem Gefrierpunkt kocht Wasser dann bei vielen Kochern ohne vorgewärmte Kartusche gar nicht mehr. Ist also mit extremen Temperaturen zu rechnen oder ist eine Tour oberhalb von 2500 Metern geplant, war bislang immer der Griff zum Benzinkocher die richtige Wahl.

Benzinkocher

Benzinkocher sind so leistungsstark, dass sie auch bei Temperaturen unter 0 °C und auf höher gelegenen Kochplätzen Wasser zuverlässig zum Kochen bringen. Außerdem ist Benzin auch in den entlegensten Gebieten der Erde sehr preiswert erhältlich. Hinzu kommt, dass es einige Modelle gibt, die auch mit Spiritus, Kerosin und, dank eines mitgelieferten Adapters, auch mit Gaskartuschen betrieben werden können und so nahezu absolute Unabhängigkeit von einem bestimmten Brennstoff schaffen. Nachteile der Benzinkocher sind ihr etwas größeres Gewicht, ihre Lautstärke und der höhere Reinigungs- und Pflegeaufwand. So müssen Düsen und Benzinkanäle ab und zu gereinigt werden, da Benzin Ruß-intensiv verbrennt. Auch kann ein Benzinkocher im Gepäck dazu führen, dass es manchmal etwas stärker nach Benzin riecht, was zu Diskussionen mit Flughafenpersonal führen kann, die schlimmsten Falls im Entzug der Brennstoffflasche enden.

Produkttest: MSR Reactor Stove

Der Outdoor-Kocher Reactor Stove von MSR bietet auch bei  Minusgraden eine zuverlässige Brennleistung.   Bild: www.tapir-store.de

Der Outdoor-Kocher Reactor Stove von MSR bietet auch bei Minusgraden eine zuverlässige Brennleistung. Bild: www.tapir-store.de

Der Reactor Stove von MSR kombiniert nun die unkomplizierte Handhabung und den niedrigen Wartungsaufwand eines Gaskochers mit der Leistungsfähigkeit eines Benzinkochers. Das Herzstück des Kochers ist sein zum Patent angemeldeter Strahlungsbrenner, welcher wohl auch für die Namensgebung verantwortlich war. Ein interner Regulator gleicht den Brennstoffdruck aus und sorgt so bei kälteren Wetterlagen, in großer Höhe und auch bei niedrigerem Füllstand der Kartusche für eine konstante Leistung.

Dank eines den Strahlungsbrenner vollständig umschließenden Wärmetauschers, der gleichzeitig als Windschutz fungiert und eines direkt auf den Kocher aufzusetzenden Topfes mit zusätzlichem Wärmetauscher am Boden, geht kaum Wärme verloren und der Kocher heizt mit solcher Wucht, dass Wasser in weniger als drei Minuten kocht.

Selbst wenn die Temperaturen in den Minus-Bereich sinken und der Höhenmesser gefährlich nah ans Ende seiner Skala kommt, ist der lebensnotwendige Frühstückstee gesichert. Neben der Brennleistung beeindruckt vor allem die Effizienz des Reactor. Im Vergleich zu anderen Hochleistungsgaskochern ist der Gasverbrauch ungewöhnlich niedrig. Sowohl Kocher als auch Kartusche können im hartanodisierten Kochtopf transportiert werden. Wenn dessen Fassungsvermögen von 1,7 Litern nicht ausreicht, kann er durch einen kompatiblen 2,5 Liter Topf ersetzt werden, den MSR ebenfalls im Programm hat. Hier ist es wichtig zu wissen, dass ausschließlich die von MSR gefertigten kompatiblen Töpfe verwendbar sind, da der Brennerkopf stark nach oben gewölbt ist, so dass sich normale Töpfe nicht nutzen lassen.

Als ein Nachteil könnte sich die relativ geringe Standfestigkeit des Reactor erweisen. Da Kocher und Kochtopf auf der Kartusche angebracht sind, steht er nicht so stabil wie die meisten Benzinkocher oder Gaskocher, die in einem dreibeinigen Gestell montiert sind und über eine Schlauchverbindung an die Kartusche angeschlossen werden. Allerdings stand wohl auch hier die Leistung des Kochers im Zentrum der Überlegung, da das Gas bei diesem Modell von der Kartusche direkt in den Kocher strömen kann und nicht zusätzlich auf dem längeren Weg durch den Schlauch abgekühlt wird. In Anbetracht der sehr guten Leistung des Reactor ist man daher geneigt, beim Umrühren etwas sorgsamer zu Werke zu gehen.

Darüber hinaus ist zu erwähnen, dass der Reactor ein Problem nicht löst: die Abhängigkeit von Gaskartuschen. Da es diese aber in jeder größeren Stadt zu kaufen gibt, ist dies lediglich eine Frage der Planung. Der Reactor ist vor allem für Bergtouren interessant. Wenn also mal wieder eine Zentralasienquerung ansteht, kann man nach wie vor auf den guten alten Spirituskocher zurückgreifen. Abschließend ist zu sagen, dass die enorme Brennleistung im Praxistest auch die letzten Zweifler überzeugen sollte. Obwohl die Flamme ähnlich laut brannte wie bei einem Benzinkocher, bietet sowohl das Entfallen des Vorheizens, als auch der regelmäßigen Wartung einen erheblichen Vorteil.

Mit dem Reactor hat MSR somit im Bereich eher vertikal konzipierter Trekking-Touren eine ernst zu nehmende Alternative zu Benzinkochern geliefert. Und auch an Koch-Ästheten ist gedacht worden: Wie auf Saurons Ring die eingravierten Worte erst erschienen, wenn man ihn ins Feuer warf, so erscheint in der Flamme des Reactor kurz nach dem Anzünden auf nahezu magische Weise ein MSR-Logoschriftzug.

Der Outdoor-Kocher Reactor Stove von MSR ist im tapir – Online-Shop für Outdoor-Bekleidung und –Ausrüstung zum Preis von 159,95 Euro erhältlich.​​​

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